Mit Hausmitteln lässt sich Fußkälte in den meisten Fällen besiegen.
(efp).- Kalte Füße nerven, kalte Füße lenken einen von der Arbeit ab, lassen einen nicht einschlafen, und kalte Füße sind Erotikkiller. Unter „kalten Füßen“, verstehe ich hier das klassische und oft chronische Alltagsproblem*, unter dem Frauen mehr leiden als Männer. Jedenfalls sagen das der MDR und das allgemeine Vorurteil. Tatsächlich kenne ich aus meiner Kindheit und Jugend eine Füße-dauerkalt-Mutter und einen Das-ertrag-ich-schon-im Bett-Vater. Die Füße meine Frau hingegen sind die reinsten Ofenrohre, an denen ich die meinen gelegentlich wärme. Aber vielleicht haben haben ja warme Füße auch etwas mit Emanzipation zu tun?
Unfehlbarer Studenten-Trick gegen kalte Füße
Vorab schon mal einen Trick, der mir als Student das Leben erleichtert hat. Als ich 20 Jahre alt war, hatte ich im Winter ständig kalte Füße. Mit Verkalkung konnte das ja noch nichts zu tun haben. Weil mir die Fußkälte irgendwann zu bunt wurde, suchte ich nach Abhilfe, damals noch ohne Internet. Bei Pfarrer Kneipp wurde ich fündig. Das Kneippsche Wechselbad erschien mir sinnvoll, also probierte ich’s aus: 3 x die Woche, einen ganzen Monat lang. Und siehe da: Es mich bis heute (weitestgehend) kuriert. Das funktioniert so:
Man stellt sich zwei Gefäße bereit (Wannen, Eimer …), in die man beide Füße so setzen kann, dass sie von Wasser bedeckt sind. In den einen Eimer füllt man heißes Wasser (an der Obergrenze zum Erträglichen), in den anderen möglichst kaltes Wasser. Gleichzeitig hält man einen Wasserkessel mit kochend heißem Wasser bereit. Wie der Name „Wechselbad“ schon sagt, stellt man die Füße mal ins kalte, mal ins warme Wasser. Dazu zwei Faustregeln:
– Hat man gerade kalte Füße, beginnt und endet man mit dem heißen Wasser.
– Hat man gerade warme Füße, beginnt und endet man mit dem kalten Wasser.
Im heißen Wasser (in das ich traditionell etwas Kochsalz oder Franzbranntwein gebe) verweilen die Füße solange, bis sie sich durchwärmt anfühlen, also zum Beispiel zwei Minuten, im kalten Wasser bleiben sie nur kurz zur Kreislaufanregung, also zum Beispiel zehn Sekunden. Weil das heiße Wasser in wenigen Minuten so abkühlt (und die Füße sich auch rasch daran gewöhnen), dass der Durchwärmungseffekt nachlässt, erhöht man mit dem heißen Wasser aus dem Wasserkessel die Temperatur wieder nach Bedarf.
Nach dem Wechselbad (das ich mir ca. 15 Minuten lang gönne) rubbelt man die Füße kräftig ab und zieht sich warme Socken an (keine Kunstfasern!). Zumindest für eine Weile hat man unfehlbar warme Füße, mit denen man dann auf jeden Fall gut einschlafen kann.
Kalte-Füße-Märchen
Wie auf beinahe allen Gesundheitsgebieten existieren auch zum Thema „kalte Füße“ Märchen, die geglaubt werden, „weil das doch jeder weiß“:
– dass nämlich kalte Füße zu Nierenschäden führen
– und dass sie einem eine Blasenentzündung verpassen
Beides ist ebenso wahr wie der Osterhase oder Weihnachtsmann. Diese Krankheiten werden von Viren verursacht und nicht von kalten Füßen. Grundsätzlich sind kalte Füße aber ein Warnsignal („ Etwas stimmt nicht!“), das man ernst nehmen sollte. Eine Unterkühlung beeinträchtigt nämlich die Schlagkraft des Immunsystems, das sich dann weniger erfolgreich gegen Grippeviren, Blasenviren etc. wehren kann, weil unser Organismus vorwiegend damit beschäftigt ist, den eigenen „Ofen“ auf Betriebstemperatur zu halten (das trifft allerdings nicht nur auf kalte Füße zu, sondern auf jede Form von anhaltender Kälte).
Bewährte Hausmittel gegen kalte Füße
– Das einfachste, aber oft (und meist von Frauen) missachtete Mittel gegen kalte Füße im Winter sind warme Socken in Schuhen mit dicken Sohlen (von der sonstigen warmen Unterbekleidung ganz zu schweigen).
– Bewegen Sie Ihre Beine regelmäßig unter Last, d.h. die Bewegung muss anstrengen. Das können zum Beispiel Übungen sein wie der Yogaklassiker “Sonnengruß”, bei dem Füße ordentlich beansprucht werden.
– Regelmäßiges Saunieren reguliert den gesamten Kreislauf.
– Reiben Sie Ihre Füße mit Rizinusöl ein (darüber ein paar alte Baumwollsocken und darüber Wollsocken).
– Gewöhnen Sie sich an, bei sitzenden Tätigkeiten mit einem Igelball (oder einem anderen vergleichbaren Massagegerät) unter den Fußsohlen zu spielen.
– Trinken Sie regelmäßig Ingwerwasser (dazu ein Stück Ingwer, etwa so groß wie das obere Daumenglied, fein reiben, mit kochend heißem Wasser überbrühen, fünf Minuten ziehen lassen und abseihen. Das aufwendige Schälen des Ingwers kann man sich durchs Reiben sparen. Noch intensiver wird der Ingwertee, wenn man ihn in kaltes Wasser reibt und darin dann langsam aufkocht). Mit Honig lässt sich dann die Schärfe abmildern.
– Das neueste Hausmittel gegen kalte Füße scheinen sogenannte Silbersocken zu sein. Der eingeflochtene Silberfaden reflektiert die Wärme der Füße, so dass der Socke weniger Wärme nach außen abgibt.
Gründe für kalte Füße
So ganz genau weiß man nicht, weshalb manche Menschen – unter vergleichbaren Umständen – kalte und andere warme Füße haben. Zu wenig Flüssigkeitsaufnahme kann ein Grund sein (dickeres Blut fließt nun mal schlechter), aber auch ein gestörter Wärmehaushalt durch Alkohol und Zigaretten oder zu wenig Vitamin B12.
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* Kalte Füße können auf ernstzunehmende körperliche Probleme hinweisen, zum Beispiel auf zu niedrigen Blutdruck, eine krankhafte Mangeldurchblutung der Beine, eine Schilddrüsenstörung, eine Fehlfunktion in der Blutdruckregulation (orthostatische Hypotonie) oder eine neurologische Erkrankung. Kann man kalten Füßen mit den oben genannten Hausmitteln auf die Dauer nicht beikommen, sollten sich unbedingt ein Arzt um die Ursachen kümmern. Er sollte dabei auch Medikamente berücksichtigen, die man gerade einnimmt. So können zum Beispiel Präparate, die das vegetative Nervensystem beeinflussen, Fußkälte verursachen.
'Kalte Füße sind kein Schicksal' have 2 comments
21. Dezember 2015 @ 17:42 Arwén
Danke, schöne Anregungen! Mein Zusatz: ich habe mit Johanniskrautöl-Massagen gute Erfahrung gesammelt. Es wärmt sofort, unterstützt das Immunsystem und hält lange vor – besonders – wie oben beschrieben – mit dicken Wollsocken drüber und am Besten nach einem Fußbad.
1. Mai 2017 @ 16:41 Connie
Kalte Füße sind zwar kein Schicksal, doch aus meiner Sicht eindeutig auf das Tragen von Schuhen zurückzuführen. Füße in Schuhen werden weniger bewegt als Barfüße. Und: mit der dicken Schuhsohle wird der natürliche Ballengang verunmöglicht, man muß über die Ferse “abrollen” und hat dadurch auch weniger Venenpumpe.
Ich gehe aus Überzeugung seit einigen Jahren barfuß, auch im Winter, und kenne kalte Füße nur noch nach zu langem Sitzen am Schreibtisch….