Medikamente müssen Geld verdienen

Medikamente: neue mit Vorsicht genießen

(efp).- Arzneimittelzulassungen erhalten Pharmafirmen von der EMA in London oder, falls nur für den deutschen Markt vorgesehen, vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Dass es bereits rund 9.000 Medikamente gibt, spielt bei der Zulassung keine Rolle. Entscheidend ist allein, dass ein neues Medikament eindeutig wirksamer ist als ein Placebo. Ob ein neues Medikament besser wirkt als vorhandene, ist unerheblich. Überprüft wird auch nicht, ob es dem Menschen wirklich nützt. Es geht um den Nachweis von Laborwerten.

Lieber bewährte Medikamente einnehmen

Wer also Arzneimittel einnehmen muss, der sollte bei Medikamenten vorsichtig sein, auf deren Packung ein schwarzes Dreieck abgebildet ist. Es ist europaweit Vorschrift für sogenannte Risikomedikamente. Dazu zählen auch die Arzneimittel-Neuzulassungen. Sinnvoller ist es allemal, sich Medikamente verschreiben zu lassen, die schon lange auf dem Markt sind und sich bewährt haben.

Denn eines haben neue Medikamente zuverlässig: neue Nebenwirkungen, die meisten davon unbekannt, denn für die Zulassung muss ein neues Präparat bei nicht mehr als 3.000 Menschen getestet sein. Dabei gelten Medikamente mit einer Todesrate nach Einnahme von 1:10.000 als hochgefährlich.

Überforderte Ämter

Dabei ist es nicht so, dass die Pharmafirmen keine Informationen liefern. Mike Pommer, Sprecher der BfArM, spricht von durchschnittlich 500.000 Seiten pro Medikament, die sein Amt zu überprüfen hat. Wer das dann freilich wie und mit welcher Genauigkeit leisten soll bzw. leistet, sagt er nicht. Mindestens einmal pro Woche kommt so ein Antrag herein – was einem Überprüfungspotenzial von über 1,8 Milliarden Seiten jährlich.

Die Firma prüft in drei Stufen am Menschen: Sicherheit und Verträglichkeit – Ermittlung der optimalen Dosis – Bewährung im klinischen Alltag. Den Durchbruch schaffen vier bis fünf Prozent der Medikamente und werden zur Zulassung eingereicht. Mit anderen Worten: da wurde viel Geld in die Hand genommen, und nun muss sich das auch rentieren. Abgelehnt wird dann auch nur bei ca. einem Prozent aller Anträge.

Neue Medikamente: überflüssig bis tödlich

Die Konzentration auf Laborwerte beim Wirksamkeitsnachweis ergibt wenig Sinn. Die Zulassung erhält ein Diabetes-Präparat beispielsweise, wenn es die Blutzuckerwerte nachweislich senkt. Ob es aber den gefährlichen Folgen der Diabetes – Herzinfarkt, Erblindung, Amputation – vorbeugt, ist nicht relevant. Wozu das führt, belegt das Diabetesmedikament Rosiglitazon. Er wurde viele Jahre lang an Millionen Menschen weltweit als „Versuchskaninchen verabreicht. Erst, als nach rund 11 Jahren endgültig klar war, dass es die Herzinfaraktrate erhöhte, musste es vom Markt genommen werden. Bis dahin hatte es geschätzte 80.000 Herzinfarkte allein in den USA verursacht.

Ein anderes Beispiel, das allerdings noch auf dem Markt ist, ist der Blutersatzstoff Hydroxyethylstärke (HES). Rettungssanitätern ist er geläufig, denn wurde und wird seit ca. 50 Jahren mit Infusionen verabreicht. Seit 2013 warnt die US-amerikanische Food and Drug Administration davor, das Mittel einzusetzen, wenn Nierenversagen zu befürchten ist, insbesondere bei Patienten mit Blutvergiftung und Verbrennungen sowie mit lebensgefährlichen Erkrankungen, also auch nicht auf der Intensivstation. Noch gelingt es der Herstellerfirma, das Verbot mit Gerichtsverfahren hinauszuzögern.


Bobby Langer hat viele Jahre lang als freier Journalist und im PR-Geschäft gearbeitet. Seine Spezialität ist das sorgfältige Zuhören und die verständliche Formulierung auch schwieriger Sachverhalte. Bei ecoFAIRpr hat er zurzeit die Redaktionsleitung.


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