Kohl: Kämpfer in Grün!

Sekundäre Pflanzenstoffe machen alle Kohlpflanzen zu gleichermaßen schmackhaften wie gesunden Lebensmitteln

(efp).- Noch vor wenigen Jahren kannten die meisten Menschen Kohl nur als Gemüsebeilage, inzwischen ist er in Smoothies oder Green Juices wieder zu Ehren gekommen. Ohne auf seine zweifellos vorhandenen Heilwirkungen eingehen zu müssen, punktet er vor allem in der Damenwelt durch seine figurfreundlichen Eigenschaften: Speziell die enthaltenen Bitterstoffe sättigen und wirken appetithemmend; seine vermutlich vorbeugende Wirkung gegen Depressionen und Burnout ist auch nicht zu verachten – ein echtes Psycho- und Antistress-Gemüse.

Kohlblätter schließen Wunden

Dass Kohl aber auch eine Heilpflanze ist, wissen nur noch wenige. Dabei hatte er sich schon in der Antike in Naturheilkunde einen festen Platz erworben. Aus alten Kräuterbüchern war er nicht wegzudenken, und spätestens, seit Captain Cook mit Sauerkraut seine Mannschaft gesund hielt, war Kohl der Superstar des Gemüsegartens. Superfood würde man heute sagen. James Cook dürfte bereits vor seiner Australienentdeckung im 18. Jahrhundert gewusst haben, dass sich Kohlblätter, insbesondere die von Wirsing, bestens zur Wundheilung eignen und schon manche offene Wunde schließen konnten, bei der die orthodoxe Medizin die Waffen strecken muss. Kohlumschläge bewähren sich auch als Linderung bei Gürtelrose, allen Arten von Ausschlägen sowie Verbrennungen.

Frisch gepresster Kohlsaft mag vielleicht nicht besonders schmecken, hilft aber ausgezeichnet bei Magenleiden und unterstützt sogar die Heilung von Magengeschwüren, wie Versuche in mehreren großen amerikanischen und Schweizer Krankenhäusern nachweisen konnten. Dabei bekommt der Kranke vier bis fünf Wochen lang über den Tag verteilt einen Liter Kohlsaft zu trinken. Gegen eventuelle Blähungen mischt man Kümmeltee bei oder trinkt ihn extra.

Senf im Kohl

Die moderne Medizin konnte die Wirkung der meisten traditionellen Kohlanwendungen bestätigen, fand aber einige neue, überraschende hinzu, die weit über das einst Bekannte hinausgehen. Von großer Bedeutung beim Kohl sind z.B. seine erst in den letzten 15 Jahren näher untersuchten sekundären Pflanzenstoffe, insbesondere die Glucosinolate. Sie sind in den Senfölen von Kohl enthalten und helfen dem Kohl gegen Bakterien und Schimmelpilze, weshalb diese Inhaltsstoffe auch vor Krankheiten schützen. Eine neue, heilsame Wirkung von Senfölen in Kohl konnten Wissenschaftler der University of California in Los Angeles belegen. Sie schützen vor Entzündungen der Atemwege, indem sie die Bildung von antioxidierenden Enzymen in den Atemwegen fördern und so das Abwehrsystem gegenüber freien Sauerstoffradikalen stärken.

Kohl, Klappe, die erste: BROKKOLI

Brokkoli gilt wegen seiner sekundären Pflanzenstoffe Flavonoide (Quercetin) und Sulforaphan als „das“ Antikrebs-Gemüse schlechthin. Flavonoide können, in großen Mengen angewandt, sogar noch die Weiterentwicklung eines bereits ausgebrochenen Krebsleidens hemmen. Und Sulforaphan kann mit dem gefährlichen Bakterium Heliobacter Pylori fertig werden, welches Magengeschwüre und vermutlich auch Magenkrebs auslöst. Das auch roh leckere Gemüse stärkt Immunsystem, Augen, Haut und Nerven, ist gut für die Verdauung und scheint in gewissem Maße vor Arteriosklerose und Bluthochdruck zu schützen. Die jüngste gute Nachricht kam 2013 von der englischen University of East Anglia. Dort erwies sich Sulforaphan im Labor, aber auch im Test an Mäusen, als hilfreich bei Arthrose. Es scheint Enzyme blockieren zu können, die mit dem Abbau von Knorpelzellen in Gelenken zu tun haben.

Kohl, Klappe, die zweite: GRÜNKOHL

Grünkohl enthält ebenfalls größere Mengen antikrebs-wirksamer Flavonoide, ist aber ansonsten weniger ein Heilmittel als ein Mittel der Vorbeugung und mit seinen großen Mengen an Vitamin C, E und Betakarotin – alle drei hochwirksame Radikalenfänger – das reinste Anti-Aging-Gemüse. Interessant ist aber auch der Gesundheitswert seiner vielen Mineralstoffe. Das Knochenmineral Kalzium beugt vermutlich auch Dickdarmkrebs vor und hilft, den Blutdruck zu senken, Phosphor unterstützt Kalzium bei seinen Aufgaben, ist aber auch für die Regulation des Säure-Basen-Haushalts im Körper unverzichtbar, ohne Kalium würde kein Impuls unseres Gehirns unsere Beine oder unser Herz erreichen, und ohne Eisen würden wir innerlich ersticken.

Erst seit kurzem erregt eine neue, eventuelle Schutzwirkung von Grünkohl das wissenschaftliche Interesse: der hohe Gehalt an Lutein und Zeaxanthin. Die beiden Carotinoide könnten vor der altersabhängigen Makuladegeneration schützen, einer Netzhauterkrankung, die bis zu Erblindung führen kann.

Kohl, Klappe, die dritte: KOHLRABI

Kohlrabi wird weithin unterschätzt. Dabei finden sich in ihm besonders viele Glucosinolate. Die interessantesten Glucosinolate sind Sulforaphan und die Indole. Sulforaphan trägt zu Entgiftungsprozessen bei und entschärft krebserregende Stoffe. Indole unterstützen das Immunsystem und könnten verschiedenen Krebsformen, vor allem Brustkrebs, vorbeugen. Beim Kochen von Kohlrabi gehen 35 Prozent der Glucosinolate verloren, die meisten finden sich im Kochwasser, das man deshalb unbedingt weiterverwenden sollte.

Kohl, Klappe, die vierte: ROTKOHL / WEISSKOHL

Auch Rot- und Weißkraut sind reich an Glucosinolaten, allerdings gehen hier beim Kochen bis zu 50 Prozent verloren. Eigens zu erwähnen sind die Wirkungen des Farbstoffs Anthocyan im Blaukraut. Er ist ein natürliches Antibiotikum, stärkt die Sehkraft und betreibt Krebsvorsorge, indem er vor den so genannten „Freien Radikalen“ schützt. Darin ist Anthocyan sogar effektiver als die Vitamine C, E und Betakarotin. Anthocyane haben zudem eine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung, die anhand von Kirschen nachgewiesen wurde. Die im Kohl reichlich vorhandenen Ballaststoffe sind Darmputzer und senken die Cholesterinwerte. Wenn von frischem Kohlsaft die Rede ist, dann meint man in der Regel den Saft von frischem Weißkraut. Geht man damit gegen Magenbeschwerden vor, dann sollte man allerdings Saft von Kohl aus ökologischem Anbau wählen, um die „sauberste“ Qualität einzukaufen.

Amüsantes Detail am Rande: Wissenschaftler um Professor Kang Saouk aus Seoul experimentierten mit Sauerkraut gegen die Vogelgrippe. Es hieß, 11 von 13 infizierten Hühnern hätten schon nach einer einwöchigen Sauerkraut-Diät „deutliche Zeichen von Besserung“ gezeigt.

Bobby Langer

Quellen: Ärztezeitung; Brockhaus Ernährung; br-online.de; dge.de; eDiets; edeka.de; enzazaden.de; farbenundleben.de; foodwatch.de; Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik; hr-online.de; lebensmittellexikon.de; MDR; mediatime.ch; meduniqa.at; mensvita.de; museumsmagazin.com; natur-forum.com; naturkost.de; novamex.de; onmeda.de; pro-retina.de; topnews.at; University of East Anglia; WDR; welt.de wikipedia



Bobby Langer hat viele Jahre lang als freier Journalist und im PR-Geschäft gearbeitet. Seine Spezialität ist das sorgfältige Zuhören und die verständliche Formulierung auch schwieriger Sachverhalte. Bei ecoFAIRpr hat er zurzeit die Redaktionsleitung.


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