Gesunder Menschenverstand wird Wissenschaft

Wer würde nicht gelegentlich am gesunden Menschenverstand zweifeln (der im Englischen viel sinnvoller common sense heißt und das heikle Thema Gesundheit außenvor hält). Und doch gibt es ihn als eine Art alltägliche Vorstufe von Weisheit. Er sagt uns zum Beispiel: Du bist, was du isst. Man könnte auch formulieren: Das System (unser Stoffwechsel) kann nur mit dem arbeiten, was wir ihm zur Verfügung stellen. Gesunde Ernährung ist eine logische Notwendigkeit, der sich allenfalls junge Leute (die noch an Unsterblichkeit, Unbesiegbarkeit und ewige Gesundheit glauben) und Einfaltspinsel entziehen.

Wir alle haben vermutlich schon die Erfahrung gemacht, dass essen müde machen, ja gerade zu erschöpfen kann. Und weil wir überdies wissen, dass wir mitunter seltsame Eigenschaften an den Tag legen, wenn wir über den Durst getrunken haben, schließen wir daraus, dass Geist und Seele wohl auch in einem geheimnisvollen Zusammenhang mit der Ernährung stehen. Eine alte Volksweisheit behauptet denn auch, Körper, Geist und Seele ließen sich nicht trennen.

Wissenschaftlich bewiesen ist das freilich nicht. Oder neuerdings vielleicht ein bisschen. Da gibt es doch tatsächlich einen Jerome Sarris von der Psychologischen Fakultät der Universität Melbourne, der lauthals die Trennung von Physis und Psyche für unwissenschaftlich hält. Und prompt taucht auf der Wissenschaftsbühne ein spannender neuer Begriff auf: Nutritional Psychology. Verbunden ist damit die Forderung, Krankheiten – auch seelische – sollten weniger durch Pillen als vielmehr durch eine Ernährungsumstellung bekämpft werden. Da kann ich nur sagen: Aufgemerkt! Hier deutet sich eine erstaunliche Verbindung von Wissenschaft und gesundem Menschenverstand an.